Eine Kooperation zum Stand der Digitalisierung
Von Universität Zürich und Museum für Gestaltung Zürich
Ursprünglich bezeichnete «Digitalisierung» lediglich die Umwandlung von analoger Information in digitale Daten. Mittlerweile ist klar, dass die Digitalisierung weit mehr ist als ein simpler Übersetzungsprozess, sondern die Welt radikal verändert.
Doch hinter der kühlen Fassade unserer Datencenter und der glänzenden Oberfläche der Elektronikindustrie verbirgt sich auch grosses Leid: Tag für Tag schürfen Menschen unter prekären Bedingungen nach Seltenen Erden oder Gold für unsere Smartphones und Computer. Dazu kommt, dass die Technologien immer schneller veralten und die Geräte nach nur wenigen Jahren ersetzt werden müssen. So entstehen jedes Jahr 54 Millionen Tonnen Elektroschrott, der auch Ausdruck des enormen globalen Materialflusses ist, der mit der Digitalisierung einhergeht. Gleichzeitig verwächst der Mensch immer mehr mit der Computerhardware: Eingabegeräte wie die Maus sind längst zu natürlichen Erweiterungen unseres Körpers geworden. Dass umgekehrt digitale Technologien hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Ästhetik immer lebensähnlicher werden, zeigen Kunstprojekte wie PATHOS von Pors & Rao. Mit ihren «Being Kits» lassen sich nicht nur Unterwasserwesen simulieren, sondern auch der Einfluss von SMS und Internet auf unsere Alltagssprache visualisieren.
Damit das Internet überhaupt funktioniert, braucht es die entsprechende Infrastruktur: Ein engmaschiges Netz aus Unterseekabeln sorgt dafür, dass wir rund um die Uhr online bleiben können. Um diese Kommunikationskanäle sicher zu gestalten, sind komplizierte Algorithmen und Verschlüsselungstechnologien notwendig – und auch bei der Vergabe von Krediten oder der Berechnung von Versicherungsprämien kommen heute algorithmenbasierte Entscheidungssysteme zum Einsatz. Verständlich, dass angesichts dieser ungeheuren Datenmengen, die über jeden Menschen gesammelt werden, die Angst vor mehr und mehr Überwachung wächst. Blickt Ihnen heute nicht überall ein Paar Augen hinterher?
Glücklicherweise ist nicht jede Form von Überwachung zum Nachteil für uns und unseren Planeten: Forschungssatelliten liefern wertvolle Informationen über Klimaveränderungen oder Naturkatastrophen, und die Tierökologie kombiniert Kamerafallen mit Machine-Learning-Anwendungen, die die Bilddaten auswerten und so zu einem erfolgreichen Artenschutz beitragen. Auch im Ausstellungs- und Archivwesen ist die künstliche Intelligenz mittlerweile angekommen, in Planet Digital kuratiert sie etwa automatisch Trios verwandter Plakate auf Basis von Metadaten.
Darüber hinaus ermöglichen digitale Technologien neue Formen des immersiven Erlebens und der Wahrnehmung. Mit Computerspielen ist eine neuartige Form der interaktiven Unterhaltung entstanden, und Virtual-Reality-Headsets erlauben einen neuen Bezug zum eigenen Körper. Mit digital gesteuerten Implantaten können heute sogar taube Menschen Stimmen wahrnehmen, während in sogenannten «Deep Fakes» das eigene Gesicht auf fremden Körpern erscheint. Computer können aber nicht nur fremde Identitäten vortäuschen, sondern auch Personen identifizieren: Die Forensik fertigt heute 3D-Scans von Tatorten, Waffen oder Opfern an und hilft so, Verbrechen aufzuklären. Um Phänomene wie Hassrede im Internet zu bekämpfen, wird zudem auf neue Methoden gesetzt. Solche «Hate Speech» lässt sich jetzt dank künstlicher Intelligenz automatisiert erkennen, wobei es in menschlicher Hand liegt, ihr mit effizienter «Counter Speech» zu begegnen.
Bei so viel künstlicher Schöpfungskraft kann einem schon mal schwindlig werden. Im Zweifelsfall hilft vielleicht die Religion: Wussten Sie, dass Sie sich heute von Robotern segnen lassen können?
Planet Digital – ein Handschlag zwischen Forschung und Gestaltung.
Eine Kooperation zum Stand der Digitalisierung
Von Universität Zürich und Museum für Gestaltung Zürich, mit Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW.
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Stiftung Mercator Schweiz und die Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen DIZH und kuratiert vom Graduate Campus der Universität Zürich und dem Museum für Gestaltung Zürich.
Digitale Publikation ermöglicht durch: Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung
Herausgegeben von: Dr. Katharina Weikl, Damian Fopp
Koordination: Sonja Gutknecht
Redaktion: Florian Ronc
Redaktionelle Mitarbeit: Manuel Kaufmann, Maya Ellerkmann
Gestaltung: Data-Orbit, Studio für Visuelle Kommunikation
Programmierung: Olivier Hug
Anwendung «Substitutions-Chiffre»: Dr. Felix Fontein
Dr. Katharina Weikl, Leila Girschweiler, Anne-Christine Schindler, Manuel Kaufmann, Laurens Bohlen, Prof. Dr. Ulrike Müller-Böker, Graduate Campus, UZH, Dino Rossi, Dimitri Zehnder, Impact Acoustic, Prof. Dr. Daniel Wegmann, Universität Freiburg
Léa Pereyre, Robotics Aesthetics & Usability Center, Autonomous Systems Lab, ETHZ, Claire Pondard, Dr. Dennis Hansen, Zoologisches Museum & Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften, UZH
BeAnotherLab, Prof. Dr. Bigna Lenggenhager, Psychologisches Institut, UZH
Dr. Karina Frick, Deutsches Seminar, UZH / Section d’allemand, Université de Lausanne, Renan Rosatti, Fabian Harb, Dinamo, Basel
Aparna Rao, Søren Pors, Pors & Rao Studio + Robotics Aesthetics & Usability Center, ETHZ
Prof. Dr. Michael Latzer, Abteilung Medienwandel & Innovation, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, UZH
Jonas Voegeli, Visual Communication, ZHdK, Hubertus Design: Valentin Kaiser, Kerstin Landis, Nathan Meyer, Jonas Voegeli; Andalus, Kochstudio Zürich
Prof. Dr. Fabrizio Gilardi, Institut für Politikwissenschaft, UZH
Luke Franzke, Rebecca Morganti-Pfaffhauser, Interaction Design, ZHdK, Studierende, Interaction Design, ZHdK
Prof. Dr. Christoph Heitz, Corinna Hertweck, School of Engineering, ZHAW, Tobias Urech, Dr. Anna Mätzener, AlgorithmWatch Schweiz
Tristesse, Basel
Elisabeth Eberle, PD Dr. Konrad Weber, Universitätsspital Zürich
Dr. Luana Nyirö, Prof. Dr. Reto Sutter, Universitätsklinik Balgrist
Museum für Gestaltung Zürich
Dr. Björn Franke, Paulina Zybinska, Nadine Cocina, Interaction Design, ZHdK
Gayatri Parameswaran, Felix Gaedtke, NowHere Media, Berlin
Dr. Lena Kaufmann, Historisches Seminar, UZH
Prof. Dr. Joachim Rosenthal, Institut für Mathematik, UZH
Dr. Felix Fontein, Jonas Voegeli, Visual Communication, ZHdK, Hubertus Design: Valentin Kaiser, Kerstin Landis, Nathan Meyer, Jonas Voegeli
Prof. Dr. Volker Dellwo, Institut für Computerlinguistik & Linguistic Research Infrastructure, UZH, Andrew Clark, Linguistic Research Infrastructure, UZH, Dr. Claudia Roswandowitz , Institut für Computerlinguistik, UZH, Dr. Thayabaran Kathiresan, Telepathy Labs, Zürich
Dr. Claudia Röösli, Dr. Valentina Tamburello, Isabelle Salomé Helfenstein, Geographisches Institut, UZH
Gabriel Kamundala, Dr. Timothy Raeymaekers, Geographisches Institut UZH, Dr. Muriel Côte, University of Lund, Mariana Vieira Gruenig, Chris Elvis Leisi, Florian Christoph Bruggisser, Alan Sahin, Patrycja Pakiela, Sébastien Schiesser, Kristina Jungic, Prof. Christian Iseli, Immersive Arts Space, ZHdK
Prof. Hannes Rickli, Institute for Contemporary Art Research, ZHdK
Andrea Helbling
Gregor Huber, Neue Medien, ZHdK, Lukas Nyffenegger, Historisches Seminar, UZH, Ivan Sterzinger, Psychologisches Institut, UZH
Prof. Dr. Lorenz Hilty, Forschungsgruppe Informatik und Nachhaltigkeit, UZH
Prof. Dr. Monika Dommann, Historisches Seminar, UZH
Jürg Lehni
Dr. Till Sieberth, Dr. Lars Ebert, Erika Dobler, 3D-Zentrum Zürich, Institut für Rechtsmedizin, UZH und Forensisches Institut Zürich
Sandra Moser, Marina Klauser, Levin Vieth, Fabian Jaggi, Stefan Jäger, Departement Darstellende Künste & Film, ZHdK
Maike Thies, Game Design, ZHdK, Dr. Hiloko Kato, Deutsches Seminar, UZH
EPFL + ECAL Lab, École Cantonale d’Art de Lausanne, Museum für Gestaltung Zürich
Jürg Lehni
Prof. Dr. Thomas Schlag, PD Dr. Sabrina Müller, UFSP «Digital Religion(s)», Theologische Fakultät, UZH, Prof. Dr. Ilona Nord und Team, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Prof. Dr. Jörn Hurtienne und Team, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
AATB: Andrea Anner & Thibault Brevet