Four Transitions ist eine Arbeit über das Vergehen der Zeit. Die Installation funktioniert primär als Uhr, das Thema wird aber auch dadurch reflektiert, dass die Zeit von vier verschiedenen, speziell angefertigten Displays angezeigt wird, die je eine spezifische Ära in der Geschichte dieser sich ständig wandelnden Anzeige-Technologien repräsentieren.
Gemeinsam geben diese ungleichen Bildschirme die aktuelle Uhrzeit zu erkennen, wobei sich jedes Gerät eine Minute Zeit nimmt, um eine Ziffer darzustellen. Dabei werden visuelle Kompositionen und Choreografien eingesetzt, die dem Wesen der jeweiligen Technologie entsprechen. Die vier Technologien Flip Dot, LCD, LED und TFT stehen für mehr als ein halbes Jahrhundert technologischen Fortschritt. Sie wurden ausgewählt aufgrund ihres sehr unterschiedlichen Charakters, ihrer Fähigkeiten und der variierenden Grösse der Bildpunkte und der damit verbundenen Distanzen, in denen das menschliche Auge die einzelnen Bildelemente zu einem kohärenten Bild zusammensetzt.
Die schwarz-weissen Flip-Dot-Scheiben werden elektromagnetisch gekippt und geben dabei ein charakteristisches Geräusch ab, das an Informationstafeln auf Flughäfen, an Bahnhöfen und Börsen erinnert. Die groben monochromen LCD-Bildpunkte leuchten in einem kalten Blau, welches durch die elektrooptischen Eigenschaften der Flüssigkristalle verursacht wird, die das Licht entweder blockieren oder durchlassen. Weitere Merkmale von LCD sind die sehr langsame Datenübermittlung und die Möglichkeit, diesen Prozess gestaffelt sichtbar zu machen. Die LED-Anzeige erlaubt das Mischen fast jeder beliebigen Farbe, indem die Leuchtkraft von drei separaten Leuchtdioden in roter, grüner und blauer Farbe variiert wird. Auch hier ist die Bilddefinition noch grob, und die Verschiebungen zwischen den drei Farbebenen sind für das Auge wahrnehmbar, ähnlich wie bei der Bildrasterung im Siebdruck. Die modernen TFT-Displays schliesslich verwenden die gleiche Technik wie die LCD-Displays, die Bildpunkte sind aber aufgrund der Dünnschichttransistoren viel kleiner und leuchten dank mehrerer Farbschichten in frei mischbaren Farben. Sie geben ihre Bilder in so hohen Auflösungen und Bildfrequenzen aus, dass das Auge diesen Trick normalerweise nicht mehr wahrnimmt und nur noch das Gesamtbild sieht.
Jede dieser Technologien war (bzw. ist) in öffentlichen Räumen und an Verkehrsknotenpunkten präsent, um ständig wechselnde Informationen zu übermitteln. Erst ihr Verschwinden macht ihren einzigartigen Charakter und ihre visuelle Qualitäten sichtbar. Four Transitions thematisiert die ständige Weiterentwicklung aller Technologie und zelebriert Erfindungen, die durch das unaufhaltsame Voranschreiten der Zeit und des wissenschaftlichen Fortschritts wieder überflüssig werden. Die Arbeit untersucht das poetische Potenzial, das jede Technologie in sich birgt, das aber oft erst im Nachhinein verstanden wird – oder dann, wenn man sie im direkten Vergleich mit anderen Technologien sieht.
Konzeption und Ausführung: Jürg Lehni, Selbständiger Gestalter und Künstler
Mitarbeit Visuelle Gestaltung: Urs Lehni, Selbständiger Gestalter und Studiengangsleiter BA VisKom, Hochschule der Künste Bern
Mitarbeit Software Entwicklung: Arno Schlipf, HfG Karlsruhe Technische Beratung & elektronische Entwicklung: Bruno Thurnherr, Kantonsschule Zürich Nord
Im Auftrag der Christoph Merian Stiftung Basel