Stop Hate Speech erforscht die Ausbreitung von Hassrede im Internet sowie mögliche Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Anfeindungen und Beleidigungen, welche eine Person oder eine Gruppe aufgrund ihrer Identität angreifen.
Viele Studien deuten darauf hin, dass Hassrede ein zunehmend ernstes Problem für Online-Debatten darstellt – damit gemeint ist abwertende oder diskriminierende Sprache in Bezug auf Personen oder Gruppen aufgrund ihrer Identität, also zum Beispiel das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit oder Religion. Die Zielscheibe von Online-Hassrede sind unverhältnismässig häufig Frauen und Angehörige ethnischer Minderheiten. Für sie sind die Offline-Folgen von Online-Hassreden oft schwerwiegend. Und obwohl Hassrede meist auf einzelne Personen abzielen, haben sie auch weitreichende Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinschaften und die Gesellschaft als Ganzes.
Mit welchen Strategien lässt sich Hassrede am besten eindämmen? Darüber gehen die Forschungen und Meinungen auseinander. Die Moderation von Beiträgen und Kommentaren durch Social-Media-Plattformen, traditionelle Medien oder gesetzliche Vorgaben der Regierungen kann wirksam sein, aber gleichzeitig auch die Redefreiheit verletzen. Eine alternative Strategie ist die Gegenrede (counterspeech), mit der engagierte Menschen auf Hassrede reagieren, um sie zu stoppen, ohne die Redefreiheit zu beeinträchtigen.
Das Forschungsprojekt «Stop Hate Speech» nutzt randomisierte Feldexperimente, um die Wirksamkeit verschiedener Counterspeech-Strategien zur Bekämpfung von Hassreden im Internet zu untersuchen. Dafür entwickelte das Forschungsteam Methoden, die auf künstlicher Intelligenz basieren und mit deren Hilfe sich Hassrede automatisiert erkennen lässt. In einem zweiten Schritt wurden die Urheberinnen und Urheber von Hassrede jeweils mit einer der Counterspeech-Strategien konfrontiert. Eine der Strategien versucht, die Empathie für die Betroffenen der Hassrede zu wecken. Eine andere, deutlich zu machen, welche Konsequenzen das Online-Verhalten auch offline für die Senderinnen und Sender haben kann.
Die experimentelle Versuchsanordnung und zufällige Zuteilung der Gegenreden ermöglichte es, die Effektivität der verschiedenen Interventionen auf das zukünftige Verhalten der Urheberinnen und Urheber genau zu berechnen. Dazu gehört unter anderem, ob sich die Häufigkeit oder die Toxizität von Hassrede-Tweets verändert, ob Hassrede-Tweets gelöscht wurden und ob andere Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls Gegenrede betrieben. Die Ergebnisse eines ersten Experiments zeigen, dass insbesondere die auf Empathie beruhenden Strategien ein wirksamer Ansatz gegen Hassrede sein können.
Studierende aus dem BA Interaction Design der ZHdK haben das Sprachspiel der Anagramme genutzt, um digitale Plakate zum Thema «Stop Hate Speech» zu gestalten. Ziel war es, dass die Plakate im öffentlichen Raum mit den Betrachterinnen und Betrachtern interagieren.
In Teams wurden Ideen zu «Stop Hate Speech» recherchiert, diskutiert und durch spielerische Entwurfs- und Gestaltungstechniken provoziert. Die Studierenden befassten sich mit Fragen der Reduktion, des Ausdrucks, der Prägnanz und der Plakativität. Einerseits selektierten sie Beispiele von Hassrede aus den sozialen Medien und verwandelten die ursprüngliche Absicht der Aggressorinnen und Aggressoren in Anagrammen jeweils in andere Bedeutungen. Andererseits haben sie themenrelevante Begriffe gewählt und diese den Anagrammen gegenübergestellt. HATE wird zu HEAT, GARCE zu GRÂCE, HURE zu RUHE.
Die Forschungsarbeit der UHZ und ETH diente als Basis für die Exploration und Umsetzung der der interaktiven Plakate. Mit dem Spiel der Anagramme wurde versucht, Begriffe zum Thema in einen neuen Kontext zu bringen und die Imagination und die Realisation auf einer vorgegebener Gestaltungsfläche als ästhetische Formfindung in Einklang zu bringen und gleichzeitig mit der Betrachterin und dem Betrachter interagieren zu lassen. Nach dem analogen Entwurfsprozess wurden die interaktiven Poster in Javascript programmiert.
Team Wissenschaft:
Projektleitung: Prof. Dr. Karsten Donnay, Prof. Dr. Fabrizio Gilardi, Institut für Politikwissenschaft, UZH, Prof. Dr. Dominik Hangartner, Public Policy Group, ETH Zürich
Projektmanagement: Dr. Philip Grech, Selina Kurer, Public Policy Group, ETH Zürich
Postdoktorandinnen: Dr. Laura Bronner, Dr. Gloria Gennaro, Public Policy Group, ETH Zürich, Dr. Ana Kotarcic, Institut für Politikwissenschaft, UZH
Doktorand: Maël Kubli, Institut für Politikwissenschaft, UZH
Prädoktorand: Laurenz Derksen, Public Policy Group, ETH Zürich
Data scientist: Dr. Bruno Wüest, Forschungsstelle Sotomo
Hilfsassistenz: Osama Abdullah, Institut für Politikwissenschaft, UZH, Nick Bachmann, Forschungsstelle Sotomo, Maxime Bataillard, Florian Curvaia, Public Policy Group, ETH Zürich, Florian Eblenkamp, Marc Eggenberger, Stephanie Fierz, Institut für Politikwissenschaft, UZH, Rachel Kunstmann, Public Policy Group, ETH Zürich, Felicia Mändli, Fabio Melliger, Mattia Mettler, Paula Moser, Alexandra Nagel, Jonathan Progin, Jennifer Roberts, Institut für Politikwissenschaft, UZH
Praktikant: Cyril Bosshard, Forschungsstelle Sotomo
Team ZHdK:
Modulleitung Reactive Signs: Luke Franzke, Rebecca Morganti-Pfaffhauser, Interaction Design, ZHdK
Gestalterinnen und Gestalter der interaktiven Poster: Lukman Aščić & Audrey-Meret Lohmann, Mo Bünzli & Carina Good, Lars Ziegler & Matthias Naegeli, Sonja Cowley & Giovanna Yanireth León Briceno, Loïc Hommel & Nanthatchaporn Janthasom, Luis Praxmarer & Tanja Landolt, Elena Walther & Lea Bischoff, Lyvia Muniz Gomes Wägli & Benjamin Eggstein, Studierende Interaction Design, ZHdK
Team Zivilgesellschaft:
Projektleitung: Sophie Achermann, Kathrin Bertschy, alliance F
Projektmitarbeit: Morgane Bonvallat, Sasha Rosenstein, alliance F