Weltweit werden über 54 Millionen Tonnen elektrisch betriebener Geräte jedes Jahr zu Abfall, das sind rund sieben Kilogramm pro Person. Obwohl dieser Elektroschrott nicht nur aus digitalen Geräten besteht, zeigt sich darin zu einem erheblichen Teil auch die materielle Seite der Digitalisierung.
Wir werfen nicht nur immer mehr Smartphones, Laptops und Monitore weg, eine Folge der Digitalisierung ist auch, dass ganz andere Produkte wie beispielsweise Kaffeemaschinen schneller auf den Müll wandern. Der Trend zu «smarten» Dingen, die von Software gesteuert werden und mit dem Internet verbunden sind, zeigt sich heute auch in der Küche und im Kinderzimmer, in der Werkstatt und auf der Strasse. Immer häufiger erleben wir, wie in Alltagsgegenstände eingebaute Mikrochips nicht nur zusätzlichen Komfort, sondern auch neue Fehlerquellen und Abhängigkeiten schaffen. Der Austausch von Daten mit dem Internet bringt Sicherheitsrisiken mit sich, die laufend durch Software-Updates eingedämmt werden müssen. Sobald die eingebaute Elektronik den Ansprüchen einer neuen Softwareversion nicht mehr genügt, werden voll funktionsfähige Geräte unbrauchbar. Das Gleiche geschieht, wenn der Hersteller entscheidet, keine Sicherheits-Updates mehr anzubieten.
Obwohl digitale Elektronik aus technischer Sicht fast keine Abnutzung kennt und Computerprogramme so immateriell sind wie Romane oder Partituren, haben sich wirtschaftliche Nutzungsmuster von Hardware und Software herausgebildet, die im Endergebnis zu einem steigenden Verbrauch wertvoller Rohstoffe führen. Diese materiellen Ressourcen werden nur zu einem kleinen Teil durch Recycling zurückgewonnen. In der Schweiz werden 65 Prozent des Elektroschrotts dem Recycling zugeführt, in der EU weniger als 50 Prozent, und in den meisten übrigen Ländern ist es noch weniger.
Neben den Rohstoffen erfordert die Produktion von Mikrochips auch sehr viel Energie. Für die meisten privaten Endgeräte wie Smartphones, Laptops, Drucker usw. gilt deshalb, dass sie bis zum Kauf schon mehr elektrische Energie verbraucht haben, als sie das in ihrem relativ kurzen Geräteleben noch tun werden. Weil in den Herstellerländern ein hoher Anteil der Elektrizität aus Kohlekraftwerken stammt, gilt das umso mehr für den CO2-Fussabdruck der Geräte: Der grösste Teil des Fussabdrucks entsteht bei der Produktion.
Prof. Dr. Lorenz Hilty, Forschungsgruppe Informatik und Nachhaltigkeit, UZH