WEB ABC 101

OMG, WTF, IDK: Manchmal muss es schnell gehen beim Schreiben – und manchmal hat man vielleicht auch einfach keine Lust auf lästiges Tippen. Abkürzungen machen unsere Kommunikation nicht nur effizienter, sie sind längst auch zu einem Stilmittel geworden.

SMS haben die informelle Alltagskommunikation in vielerlei Hinsicht revolutioniert: Plötzlich war es möglich, sich jederzeit und überall über kurze Textnachrichten auszutauschen. Und kurz waren diese Nachrichten zu Beginn in der Tat: Nur 160 Zeichen standen zur Verfügung, man musste sich also beschränken, sonst konnte es schnell teuer werden. Kein Wunder also, dass kreative Abkürzungen zum Einsatz kamen, um Zeichen einzusparen: glg, hdg, bb, gg oder lol, um nur einige Beispiele zu nennen.

Im öffentlichen Diskurs wurde diese Entwicklung indes mit Sorge betrachtet, was nicht zuletzt auch daran lag, dass das tatsächliche Ausmass der Verwendung von Abkürzungen deutlich überschätzt wurde, wie sprachwissenschaftliche Studien zeigen konnten. Trotzdem (oder gerade deshalb?): Abkürzungen sind zu einem Markenzeichen der SMS-Kommunikation geworden und haben sich auch in nachfolgenden, internetbasierten Nachrichtendiensten wie WhatsApp und Co. gehalten. Dort gibt es zwar keine Zeichenbeschränkungen mehr, häufig ist aber die Interaktionsgeschwindigkeit so hoch, dass schnelles Tippen erforderlich ist – da kommen Akronyme wie wtf oder omg natürlich sehr gelegen.

Viel wichtiger aber noch als die Geschwindigkeit ist die Tatsache, dass die Abkürzungen zu Stilmitteln geworden sind; Stilmittel, die unter anderem Medienkompetenz oder Gruppenzugehörigkeit anzeigen können. Das heisst auch, dass die Verwendung der Abkürzung im Vergleich zur Vollform einen Mehrwert aufweist.

02
03
10
09
12
08
01
14

Fotos © Dinamo / RAUC, ETH Zurich

Das Schriftgestaltungsstudio Dinamo hat diesen Modus der Alltagskommunikation aufgegriffen und zusammen mit der Linguistin Karina Frick eine Triple-Panel-Installation entworfen, welche auf die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung reagiert und sie mit verschiedenen Akronymen anspricht. Entstanden ist eine Art typografischer Bausatz mit verschiedenen beweglichen Formen, der auf dem Roboter-Kit PATHOS basiert, entwickelt vom Künstlerduo Pors & Rao am ETH-ansässigen Robotics Aesthetics & Usability Center (RAUC).

mehr zum Thema im Artikel
04 Pathos Module Proto 2

Neun verschiedene Motorenarme ermöglichen 511 unterschiedliche Elementkombinationen, mit welchen die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets wiedergegeben werden können, die als konzeptionelle Referenz zur Knappheit der Akronymen ebenfalls äusserst reduziert gestaltet sind. Im steten Wechsel richten sich so verschiedenste flüchtige Nachrichten an die Besucherinnen und Besucher und fordern sie zu einer eigenen Reaktion und zur Reflexion auf.

© Dinamo / RAUC, ETH Zurich

Beteiligte WEB ABC 101

Dr. Karina Frick, Deutsches Seminar, UZH & Section d’allemand, Université de Lausanne
Renan Rosatti, Dinamo GmbH, Basel
Fabian Harb, Dinamo GmbH, Basel

Mit Unterstützung von PATHOS, Being Kit
Gefördert von Robotics Aesthetics & Usability Center (RAUC), Autonomous Systems Lab (ASL), ETHZ

Wir benutzen 
Cookies